Die Geburt- das Wunder des Lebens

Es gibt zwei Ereignisse im Leben eines Menschen, vor denen er nicht fliehen kann. Das ist die Geburt und der Tod.

Die Frau hat zusätzlich das Privileg die Geburt zwei Mal zu erleben. Einmal ihre eigene Geburt, und einmal die Geburt ihres bzw. ihrer Kindes/Kinder. Wir Frauen haben dadurch von der liebenden Schöpferkraft ein besonderes Geschenk erhalten, denn wir machen mit jeder Geburt eine Grenzerfahrung, die dem Mann verwehrt bleibt. Will er annähernd erfahren, was wir unter der Geburt erleben, muss er sich selbst Grenzerfahrungen schaffen wie z.B. berufliche Meisterleistungen oder Extremsport oder ähnliches. Während wir Frauen diese Grenzerfahrung auf natürlichem Wege geschenkt bekommen,  muss sich dies der Mann hart erarbeiten.

Es hat daher einen Sinn, warum die Geburt so geschieht, wie sie geschieht. Nicht, dass wir Schmerzen unbedingt bräuchten, doch durch unsere momentanen Lebensumstände sind sie noch notwendig. Während dem Geburtsprozess, der individuell unterschiedlich viel Zeit braucht, fangen wir bereits an, eine Beziehung zu dem werdenden Kind aufzubauen. Natürlich hat dies in der Schwangerschaft schon begonnen, doch jetzt wissen wir, dass wir das Kind bald sehen, berühren und in unserer Welt begrüßen dürfen. Wir beginnen also in dieser Zeit des Gebärens eine Liebe zu diesem Kind aufzubauen, in der  die werdende Mutter bereit ist, sich notfalls aufzuopfern. im Normalfall tut sie alles oder ihr Körper tut alles, damit dieses Kind zur Welt kommen kann. Ein sehr intensives Ereignis findet hier statt, das oft vielmehr unbewusst abläuft, je nachdem wie kompliziert die Geburt ist und was um uns herum geschieht.

Ja, was geschieht um uns herum?

Früher war es die Hebamme und noch ein paar Frauen, die der Gebärenden hilfreich zur Seite standen. Heute ist dies nur noch selten. Die Frau gebiert in einem Geburtshaus oder meist im Krankenhaus. Dort ist sie umgeben von der Hebamme, dem Arzt und einer Krankenschwester. Kommt es zu vermeintlichen Komplikationen und das Ärzteteam rät zu einem Kaiserschnitt, dann sind da zusätzlich die Anästhesistin, eine OP-Schwester, ein Assistenzarzt etc. Hinzu kommt, dass die Frau nicht in ihrer gewohnten Umgebung ist, sondern im Krankenhaus, wo sie vielleicht nicht bewusst, aber unbewusst als "krank" eingestuft wird. Dies stimmt in gewisser Weise ja auch, denn sie wurde operiert und hat an ihrem Bauch eine offene Wunde.

Doch was ist mit der Geburt? Oder besser gesagt, was geschieht mit Mutter und Kind?

Ein Kaiserschnitt kann helfen das Leben eines Kindes oder das Leben der werdenden Mutter zu retten. Bei wieviel Prozent dies jedoch der Fall ist, ist fraglich. Als werdende Mutter möchte man dem Kind nichts antun, was ihr später zum Vorwurf gemacht werden könnte, weshalb sie in der Regel einwilligt, sobald die Ärztin zum Kaiserschnitt rät. Doch beiden Menschen wird etwas Entscheidendes genommen.

Durch Studien weiß man heute z.B. dass Kaiserschnittkinder anfälliger sind für Allergien, weniger immunstark sind etc. Auch sind sie später weniger durchsetzungsvermögend, denn ihnen wurde der erste Weg ins Leben, den sie alleine gehen sollten, genommen. Sie wurden aus dem Bauch "herausgeholt" und mussten sich nicht hindurchwinden.

Frauen berichten nach einer Sectio (Kaiserschnitt) die unterschiedlichsten Folgen. Neben körperlichen Beschwerden wie Narbenbeschwerden, Beeinträchtigung im Sexualleben, Beschwerden beim Wasser lassen usw. haben sie auch psychische Schwierigkeiten. Sie leiden an Schuldgefühlen, weil sie sich nicht imstande sahen, das Kind alleine auf die Welt zu bringen. Sie trauern darum, manchmal ohne, dass es ihnen bewusst ist. Sie fühlen sich unfähig und der Aufbau der intensiven Mutter-Kind-Bindung verzögert sich, weil das dafür vorgesehene Hormon Oxytocin unter der Geburt ausgeschüttet wird, dies jedoch durch den Kaiserschnitt unterbunden wird. Oft wissen das die Frauen nicht und wieder setzten Schuldgefühle ein, weil sie spüren, dass sie das Neugeborene eigentlich mehr lieben und es freudiger in Empfang nehmen sollten. Doch es geht nicht, wie sie es sich wünschen.

Der natürliche Geburtsvorgang hat also seinen Sinn. Schon die künstlich geschaffene Welt im Krankenhaus erzeugt bei der Frau Stress, die sich ja eigentlich entspannen soll. Zu viele Menschen sind um sie herum, die über sie und das Neugeborene entscheiden. Verwirrung und Hilflosigkeit nehmen der Frau die Kraft, die sie eigentlich hat.

Die Zeit einer natürlichen Geburt bereitet die Frau darauf vor, dass sie jetzt loslassen darf. Das Kind ist vorbereitet und darf ins irdische Leben starten. Die Wehen sorgen dafür, dass sie das Kind wirklich gehen lässt. Trotzdem geschieht es normalerweise in einem Zeitrahmen von mehreren Stunden, damit die Frau auch wirklich loslässt, schließlich hat sie das Kind neun Monate in sich getragen. Das ist doch eine lange Zeit. Da braucht es auch Zeit, es wieder hinauszuschicken.

Der Geburtsvorgang ist auch dafür da, sich auf die Mutter-Kind- Phase einzustellen. Vorher war die Frau nur Frau, jetzt wird eine lange Periode folgen, in  der sie Mutter ist und  ihre Bedürfnisse zurückstecken muss- zwar gerne, trotzdem nicht ganz leicht. Darum hat die Frau natürlicherweise das Bedürfnis, das Kind in einem vertrauten und rückgezogenen Rahmen zu bekommen. Schließlich geht es auch um Intimität. Ihr Muttermund öffnet sich und der sogenannte ganze "Schambereich" muss sich offen legen. Ausgerechnet der Bereich, den wir vor fremden Menschen schützen, der nur im engsten Austausch mit einem geliebten Menschen gezeigt wird- in der Sexualität.

Auch das Kind kommt "nackt" auf die Welt. Mit der Trennung der Nabelschnur wird es physisch vollständig von der Mutter abgeschnitten. Ab diesem Zeitpunkt muss es lernen selbstständig zu atmen und sich im irdischen Leben zurechtzufinden. Was für eine Herausforderung!

Es braucht demnach einen geborgenen und zurückgezogenen Ort, der Mutter und Kind Kraft und Mut schenken, die Geburt intensiv, in Liebe und Freiheit zu ermöglichen.

Diesem Bedürfnis nach einer geschützten Umgebung darf die Frau nachkommen und sich nicht durch medizinische Einflüsse verwirren lassen.

Und warum die Grenzerfahrung?

In gewisser Weise ähnelt die Geburt dem Tod. Während sich das Kind durch den Geburtskanal windet, stirbt bereits die Phase der Schwangerschaft und es stirbt die Zeit der Individualität. Die Frau wird nie mehr die sein, die sie vorher war. Sie ist jetzt verbunden mit einem Menschen, der ein Teil von ihr ist. Selbstverständlich ist sie immer noch sich, doch ihr Körper stellt sich darauf ein, nicht nur sich selbst, sondern auch einen anderen Menschen zu nähren. Sie wird in Zukunft stillen. Ihre Gedanken werden sich um das Kind kreisen, sie wird es anfänglich überall mit hin nehmen, sie sorgt  jede Minute dafür, dass das Kind alles hat, um selbstständig zu werden. Die Gebärende braucht also diese Grenzerfahrung, um später sicher zu sein, dass es sich gelohnt hat. Alles, was sie in Zukunft mit und durch das Kind erlebt wird machbar sein, das weiß sie jetzt, denn die Geburt hat ihr das gezeigt.

Nach der Geburt erlebt die Mutter ein unheimliches Glücksgefühl, das überspringt auf alle Anwesenden. Es ist- wenn auch ein schwacher Vergleich- wie  die Anstrengungen, die ein Bergsteiger erlebt und dann, sobald er auf dem Gipfel angekommen ist, weiß, warum er diese Strapazen auf sich genommen hat. Die Schönheit der Welt, die ihn umgibt, lässt ihn wissen, dass er das Richtige getan hat.

 

Die natürliche Geburt macht Sinn! Sie ist die Vorbereitung für alles, was weiter folgt. Sie ist wichtig und daher unbedingt erstrebenswert. Wir Frauen dürfen sie uns nicht nehmen lassen. Alles, was wir für eine gute Geburt brauchen, ist in uns angelegt. Nur selten ist es wirklich notwendig einen Kaiserschnitt in Erwägung zu ziehen. Lernen wir, wieder auf uns zu vertrauen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0